DER KODEX

Präambel

Der Synchronverband e.V. – Die Gilde ist eine Vereinigung von Übersetzer*innen, Autor*innen, Regisseur*innen, Synchronschauspieler*innen, Tonmeister*innen, Cutter*innen, Aufnahmeleiter*innen und Synchronfirmen.

Die übergeordneten Ziele des Verbandes sind die Sicherung von Qualität und die Sicherstellung von guten Arbeitsbedingungen in der deutschen Synchronbranche.

Nur mit qualitativ hochwertigen Synchronisationen wird die große Akzeptanz gegenüber synchronisierten Filmen und Serien in Deutschland auch weiterhin Bestand haben. Hohe Qualität lässt sich nur unter entsprechenden Arbeitsbedingungen herstellen. Um ihre Ziele zu erreichen haben sich die Mitglieder der Gilde einen Kodex gegeben, zu dessen Einhaltung sie sich verpflichten – nicht im Sinne eines juristischen Vertrages, sondern als Ausdruck einer gemeinsamen Haltung. Der Kodex beschreibt, was unter Gilde-Mitgliedern als wünschenswerte Arbeits- und Qualitätsstandards angesehen werden. Dafür stehen die Gildemitglieder ein.

Synchronisation ist ein künstlerischer Prozess.

Sie ist prinzipiell als der Originalproduktion zugehörend anzusehen, nicht als Teil der Postproduktion.Wir erstellen das deutsche Original. Übersetzung und Dialogbuch übertragen die Ideen der Originalautor*innen ins Deutsche, genauso wie Synchronregisseur*innen die Dramaturgie des Originalwerks erhalten und alle anderen an der Synchronfassung Beteiligten mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass eine deutsche Originalfassung entsteht.

Die Gilde strebt nach höchstmöglicher Qualität.

Gleichzeitig ist uns bewusst, dass Auftraggeber*innen in einzelnen Produktionen, die beispielsweise Teil eines Auftragspakets sein können, möglicherweise den Schwerpunkt auf Kostenbewusstsein setzen. Auch haben die Originale unterschiedliche Qualität. Die Gilde bemüht sich um ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, setzt sich für höchstmögliche Qualität ein, und unterstützt ihre Mitglieder beim Streben nach diesen Zielen.

Die Gilde unterstützt Nachwuchsförderung und Fortbildungsmaßnahmen.

Uns ist bewusst, dass wir nur bestehen können, wenn auch in Zukunft erfahrenes und kompetentes Personal in allen Bereichen zur Verfügung steht. Daher setzen wir uns dafür ein, dass ständig Nachwuchs in allen Bereichen zu einer Branche stoßen kann, für die es kaum externe Ausbildungsmöglichkeiten gibt. Wir wollen, dass Nachwuchstalente sorgfältig ausgebildet werden, und dass sie genug Zeit und den Freiraum erhalten, sich in angemessenem Rahmen einzuarbeiten und zu bewähren. Angesichts technischer Veränderungen und des beständigen Wandels in Gesellschaft und Branche bietet die Gilde für Mitglieder und Nichtmitglieder Fortbildungen an.

Diversität ist ein Grundprinzip der Gilde.

Die Gilde ist sich ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst. Allein schon wegen ihrer Allgegenwärtigkeit im deutschen Sprachraum sind Synchronfassungen sprachschaffend und stilprägend. Synchronfassungen müssen im Dienste der Originaltreue Diversität in allen Facetten abbilden können, und deswegen muss auch die Branche divers aufgestellt sein.

Qualität kann bei einer kreativen Arbeit nur entstehen, wenn sich alle Beteiligten wohl fühlen. Die Gilde stellt Ansprechpartner*innen bei Diskriminierungserfahrungen bereit und organisiert über die Diversitäts-AG in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Synchronregie und Dialogbuch entsprechende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen.

Allgemeinverbindliche Regeln

Respekt

Die Gilde ist ein Zusammenschluss von Kolleg*innen.

Alle Gewerke genießen den gleichen Stellenwert. Im Atelier und überall sonst herrscht daher stets ein respektvoller, kollegialer Umgang und Tonfall gegenüber allen anwesenden und nicht anwesenden Beteiligten.

Ihre Mitglieder stellen eine diskriminierungsfreie Arbeitsumgebung sicher.

Die im Kodex aufgeführten Richtlinien gelten innerhalb der Gilde und ebenso im Umgang und bei der Arbeit mit Nichtmitgliedern der Gilde.

Die Gilde lebt von der ehrenamtlichen Mitarbeit ihrer Mitglieder.

Ihre Mitglieder unterstützen die Ziele und die Arbeit des Verbands. Sie achten darauf, keinem anderen Mitglied zu schaden und die Belange aller in der Gilde vertretenen Gewerke zu berücksichtigen. Im Konfliktfall, bei Beschwerden oder Nichteinhaltung der Regeln wird der Beirat als eingerichtete Schiedsstelle kontaktiert.

Teamarbeit

Filmsynchronisation ist Teamwork.

Die Zusammenstellung eines geeigneten, miteinander harmonierenden Teams ist die Basis guter Arbeit. Dabei werden Schwierigkeit und Sujet des Originals ebenso berücksichtigt wie die Neigungen und Erfahrung der Teammitglieder. Wechsel in eingespielten Teams während einer laufenden Produktion werden nach Möglichkeit vermieden. Besondere Beachtung finden die eng miteinander verzahnten Teams Übersetzung-Buch-Redaktion-Regie sowie Regie-Ton-Cut-Schauspiel.

Wenn irgend möglich wird den bereits besetzten Mitarbeiter*innen (das gilt besonders für Buch und Regie) ein Mitspracherecht bei der Besetzung der anderen Gewerke gegeben.

Grundlage jeder kreativen Arbeit sind gegenseitiges Vertrauen, Verlässlichkeit und eine gute Abstimmung untereinander.

Bei der Auftragsvergabe werden durch die Auftraggeber*innen klare Zeitfenster genannt, die Materialverfügbarkeit geklärt, und für den Fall von Terminverschiebungen bereits im Vorfeld mögliche Alternativen diskutiert. Das Team wird in die entsprechende Kommunikation unmittelbar mit einbezogen.

Alle Gewerke gehören zum Team.

Im Zweifel wissen wir gar nicht, welche Auswirkungen inhaltliche oder terminliche Änderungen auf die Arbeit anderer Gewerke haben. Daher sollten solche Änderungen möglichst an alle an einem Projekt Beteiligten kommuniziert werden.

In diesem Sinne sollte auch eine Buchbesprechung vor Beginn der Aufnahmen wieder zur Regel werden. Insbesondere bei Serien und wenn sich mehrere Personen eine Arbeit teilen sind regelmäßige Abstimmung und Feedback unerlässlich, um Kontinuität zu gewährleisten.

Kommunikation

Teamarbeit lebt von offener, kontinuierlicher Kommunikation.

Anfragen an freie Mitarbeiter*innen werden unter Einhaltung der evtl. von Auftraggeber*innen gestellten Geheimhaltungsvorgaben vollständig gestellt: Titel des Werks, Umfang, wie viel davon auf die betreffende Person entfallen soll und wie die Termine liegen, Gagen, weitere Beteiligte. Wenn einzelne Punkte zum Zeitpunkt der Anfrage noch unklar sind, wird darauf hingewiesen, und der*die freie Mitarbeiter*in wird so in die Kommunikationsketten eingebunden, dass alle offenen Punkte – sowie Änderungen der bestehenden – unmittelbar an sie weitergereicht werden. Auch während laufender Projekte werden Daten, Terminverzögerungen und Probleme von allen Seiten offen und ehrlich kommuniziert und es wird gemeinsam nach Lösungen gesucht.

Absprachen sind verbindlich.

Das gilt sowohl für Abläufe und Liefertermine, als auch für künstlerische Entscheidungen, wie z.B. die inhaltliche und sprachliche Ausrichtung der Dialogbücher. Änderungen und Verzögerungen müssen umgehend kommuniziert werden. Erste Voraussetzung ist natürlich immer die pünktliche Lieferung des Ausgangsmaterials.

Gagen

Angemessene und unverzügliche Bezahlung bedeutet Respekt für die erbrachte Leistung.

Der gemeinsame Ehrgeiz, bestmögliche Arbeit abzuliefern, drückt sich allerdings durch weit mehr als faire und offen kommunizierte Gagen aus.

Arbeitsethos

Alle Gewerke stellen sich in den Dienst des Projekts.

Sie sind ihrem Berufsverständnis und den Synchronfirmen und Auftraggeber*innen verpflichtet, nicht den persönlichen Wünschen einzelner Kolleg*innen.

Der Beitrag jedes*r Einzelnen wird als solcher gewürdigt und nicht als der eigene ausgegeben.

Im Atelier widmen sich alle Beteiligten während der Arbeitszeit der Arbeit; projektfremde Nebentätigkeiten unterbleiben. Ein pünktlicher Arbeitsbeginn mit dem entsprechenden Vorlauf ist selbstverständlich. Damit das möglich ist, wird auf eine Disposition geachtet, die entsprechende Pausen ermöglicht. Doppelschichten (auch in der Kombination Arbeit im Atelier/Arbeit zu Hause) gibt es nur in Ausnahmefällen. Darauf achten insbesondere auch die Firmen bei der zeitlichen Kalkulation von Projekten, die an bestimmte Personen gebunden sind.

Selbstverständnis

Die Gilde sieht sich als Plattform zur Kommunikation auf Augenhöhe zwischen den Gewerken, der Kolleg*innen untereinander, und mit den Firmen. Im Interesse der Qualität setzt sie auf Austausch auf allen Ebenen und auf das Bereitstellen von Informationen für die Mitglieder und die Öffentlichkeit, um größere Aufmerksamkeit auf die wertvolle Arbeit der Synchronbranche zu lenken.